Rechenleistung sollte locker ausreichen, Bildschirm war ähnlich groß und auch alle Applikationen sind auf iOS verfügbar. Also sollte doch eigentlich alles einfach wie gewohnt funktionieren. Welche Erfahrungen wir gemacht haben und wie gut das funktioniert hat, haben wir hier für euch zusammengefasst.

Wie wurde getestet?

Aber zuerst definieren wir unseren Erwartungsraum. E-Mails und Browser sind ja selbstverständlich. Bei uns kommt eine Synology NAS als private Cloud zum Einsatz. Microsoft Office mit Word und Excel werden bei uns für die Dokumentenerstellung verwendet. Ebenfalls ist ein Haupteinsatzzweck eigentlich Instagram, Facebook, reMarkable, Microsoft ToDo und dergleichen. Passwörter werden im KeePass Format auf der NAS gespeichert.

Der alte PC war ein Microsoft Surface Pro 4. Displaygröße, Touch und detachable Tastatur mit Stift sind ähnlich zu dem iPad Pro. Nur das Betriebssystem unterscheidet sich komplett von einem vollwertigen Windows zu einem Apple Mobilbetriebssystem iOS.

Als iPad haben wir uns für das Apple iPad Pro 2021 der 5. Generation mit einer Displaydiagonalen von 12,9“ entschieden. 5G und 256 GB Speicher waren in dem iPad in Space Grey ebenso enthalten. Zusätzlich haben wir den Apple Pencil der zweiten Generation und ein Apple Magic Keyboard gekauft. Gekauft haben wir das alles im Februar 2022, also vor 14 Monaten. Zeit für ein Resümee.

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Standard-Apps

Wir benutzten recht viel Microsoft ToDo, um uns und unsere Projekte zu organisieren. Für Microsoft ToDo gibt es eine Smartphone App für iPhone und iPad. Beide funktionieren wie erwartet ohne Probleme und sind auf das Gerät angepasst.
Warum erwähnen wir so etwas Triviales überhaupt? Weil es eben nicht trivial ist. Den eigentlichen Plan Instagram an einem größeren Bildschirm zu administrieren, haben wir zumindest App seitig schnell wieder beiseitegeschoben. Instagram lässt sich zwar installieren, sieht aber absolut scheußlich aus und ist nur die iPhone App in hochskaliert. Da benutzt man lieber den Browser oder bleibt einfach auf dem Smartphone.

reMarkable

reMarkable ist ein E-Ink Tablet in DIN A4 Format, worüber wir separat noch berichten werden. Auf jeden Fall gibt es auch eine App für das iPad. Am Anfang war diese noch sehr behäbig, aber reMarkable entwickelt sich stetig weiter und ist unserer Meinung nach jetzt eine Erwähnung wert. Man kann über die App sehr zügig auch seine Notizen, Zeichnungen und Dateien, die in der reMarkable Cloud sind, einsehen. In den neuesten Versionen kann man sogar am iPad die Notebooks editieren. Wenn ihr einen reMarkable habt, können wir die App wärmstens empfehlen. Sie passt sich sehr gut in einen Workflow ein.

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Cloud

Wie schon geschrieben haben wir eine Synology NAS und haben damit unsere eigene private Cloud. Die allgemeine App Unterstützung ist gut und so kann man auf alle Dateien zugreifen. Entweder mit DS-File, DS-Drive oder für Bilder mit DS-Photo. DS-File ist eine alte klassische App, da DS-Drive noch im Aufbau ist und noch nicht alle Funktionen besitzt. DS-Drive dient unter Windows, Linux und MacOS dazu bestimmte Ordner immer synchron zu halten und offline Dateien zu erzeugen. Diese Funktion gibt es unter iOS leider nicht. Man ist sozusagen immer online und Dateien werden nur gecacht. Das hat in der Praxis nur bedingt zuverlässig funktioniert, vor allem im Zusammenspiel mit anderen Apps, aber dazu später mehr. Auch wenn man in der DS-File oder DS-Drive App eine Datei öffnet, wird nur ein eigener Preview verwendet und nicht die passende Applikation für diesen Dateityp geöffnet.
In der DS-Drive App kann man zwar eine Datei offline verfügbar machen, aber sie ist dann auf dem Gerät nicht auffindbar. Die Integration als Dateien App in iOS, sodass man aus anderen Applikationen auf DS-Drive zugreifen kann, ist mit einem Update auch verschwunden.
So bleibt als nutzbare Variante nur die manuelle DS File Applikation, mit der man Dateien herunterladen kann und diese dann auch als echte Offlinekopie zu finden sind. DS-File ist zwar im Unterschied zur DS-Drive App als Dateien-App aus anderen Apps heraus erreichbar und man kann Dateien öffnen, bearbeiten und speichern. Unsere Erfahrungen damit waren allerdings gemischt. Manchmal hat es gut funktioniert und manchmal hat es Probleme gemacht und Änderungen sind verschwunden. Wir haben dann meist eine Offlinekopie erstellt, diese bearbeitet und dann wieder manuell mit DS-File hochgeladen.
Man kommt damit irgendwie klar, aber zuverlässig und komfortabel ist das nicht.

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MS Word / Excel

Microsoft ist an der Stelle keine Ecke besser und baut nochmals ein eigenes Universum auf. Microsoft Cloud OneDrive ist natürlich bereits voreingestellt. Die Office Apps bieten dann selbst eine Möglichkeit weitere Cloud Dienstleister einzubinden, aber auch hier ist alles auf das „immer Online sein“ ausgelegt. Wenn die Office Apps den gewünschten Dienst nicht unterstützt, kann man hier über die Dateien-App weitere Dienste über separate iOS-App hinzufügen. Wie schon beschrieben, ist unser Anwendungsfall die Synology Cloud und das hat mit DS-Drive und DS-File zwar grundsätzlich funktioniert, aber immer wieder gehackt, nicht gespeichert oder nicht synchronisiert. Ein mulmiges Gefühl war immer dabei und man war sichtlich erleichtert, wenn die Änderungen auf der NAS auch angekommen sind.
Einer der großen Unterschiede zu der Desktop Variante von Microsoft 365. Die iOS-Apps können ausschließlich das eigene Dateiformat. Man kann zwar auch alle anderen Formate öffnen, aber wird dann gezwungen im MS Format zu speichern. Ebenfalls werden Microsoft VBA Makros nicht oder nur sehr eingeschränkt unterstützt. Hier sollte man sich auf das neue „Automate“ Format, dass auf TypeScript basiert und auch in der Onlinevariante funktioniert, fokussieren.
Wenn man sich aber im Microsoft Format befindet und mit einer eigens unterstützen Cloud arbeitet, funktioniert alles einwandfrei und wie erwartet.
Nur leider auch hier unser Anwendungswunsch nicht erfüllt. Es istwirklich schade, dass man in der Anbindung so eingeschränkt ist. Es ist eben ein teures Tablet und kein Notebook oder Desktop.

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KeePass

KeePass ist ein offenes Dateiformat, um Passwortdatenbanken anzulegen. Applikationen gibt es für jedes erdenkliches Betriebssystem. Für iOS haben wir uns für KeePassium entschieden, dass es in einer kostenfreien und in einer Bezahlvariante gibt. Solange die Datenbank auf einer stabilen Cloudanbindung liegt, funktioniert es auch hier gut. Einzig die Einbindung in das System lässt etwas zu wünschen übrig. Man muss die Passwörter von Hand kopieren. Wenn man den Apple eigenen Passwortsafe verwendet, ist die Handhabung um ein Vielfaches angenehmer. Oder KeePass mit seinen diversen Plugins und Integration auf einem Desktopbetriebssystem.

Splitscreen

Zwei Fenster nebeneinander auf einem Bildschirm anzeigen zu können, ist auch bei iOS mittlerweile verfügbar. Wenn man den Trick heraushat, wie es funktioniert, dann tut es, was es soll. Die einzige Hürde hierbei sind leider nur die Apps, die das auch unterstützen müssen. So konnte man anfangs nur ein Dokument in den Microsoft Apps offen haben und sobald man versuchte eine zweite Datei aufzumachen, wurde die erste geschlossen. Beim Schreiben dieses Artikels testen wir natürlich nochmal alles kurz an, sodass wir auch nichts Falsches erzählen und da hat Microsoft tatsächlich nachgelegt. Man kann nun den Splitscreen Modus aktivieren und einfach nochmal die zum Beispiel Word anklicken und es öffnet sich eine zweite Instanz. Hier wurde Microsoft 365 merklich für iOS weiterentwickelt.

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LiDAR Scanner

Zwischenzeitlich sind wir auch umgezogen und dachten uns dann, das iPad hat doch einen LiDAR Scanner. Der LiDAR Scanner misst den Abstand zu Objekten in der Umgebung in einer Entfernung von bis zu fünf Metern, funktioniert sowohl in Innenräumen als auch im Freien und arbeitet auf der Fotonenebene mit Geschwindigkeiten im Nanosekunden-Bereich. Lass doch mal testen, ob wir die Wohnungen damit vermessen können. Dafür haben wir uns die App magicplan herausgesucht, welche für Makler entwickelt ist, und für den kommerziellen Einsatz bezahlt werden muss. Für den privaten Gebrauch kann man einen Grundriss kostenlos erstellen und speichern. In leeren Räumen funktioniert das Ganze auch ziemlich gut. Man stellt sich hierfür in die Mitte des Raumes, dreht sich dann erst ein wenig, um den Algorithmus zu trainieren und dann erkennt die App anhand des LiDAR Scanner die Ecken und Kanten eines Raumes. Man beginnt in einer Ecke und dreht sich dann in eine Richtung und die App zeichnet den Grundriss simultan mit. Wenn man den Grundriss hat, kann man sich dann noch in die Richtung von Fenster und Türen drehen und die App erkennt diese und bietet an, die Objekte mit in den Plan zu nehmen. Einzig, wenn schon Möbel in dem Raum stehen oder zum Beispiel eine Küche eingebaut ist, dann muss man von Hand nachhelfen. Ansonsten funktioniert es sehr gut und wir denken, das könnte ein durchaus valider Use Case für Makler sein, die oft Grundrisse von Wohnungen und Gebäuden anfertigen müssen.

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Fazit

Das Apple iPad Pro 2021 der 5. Generation ist ein solides Gerät mit einer Apple üblichen hohen Qualität. Der Akku hält ewig, das Display ist gestochen scharf und hell. Die Tonqualität ist sehr gut und wir würden so weit gehen und sagen, dass es bei der Konkurrenz kein vergleichbares Gerät gibt.

Aber das hier ist kein Artikel über die Hardware, sondern, ob das Apple iPad Pro 2021 der 5. Generation ein Notebook oder Desktop Computer ersetzen kann. Es war uns allen von vornherein klar: Es kommt darauf an.

Wenn man sich im Apple Universum bewegt und E-Mails lesen, Dokumente bearbeiten, Surfen will und Videos streamen möchte. Dann ist die Antwort ein klares ja. Das könnte man aber auch mit einem günstigeren Apple MacBook Air.

Wenn man dann noch künstlerisch tätig ist und mit dem Stift Kunstwerke malen möchte oder sonst spezifische Eigenschaften, wie auch den LiDAR Sensor, nutzen will. Dann ist die Antwort auch ein klares ja.

Wenn man einen Use-Case wie den unsrigen hat, mit einer eigenen Synology Cloud, KeePass und sonstigen Dingen, die nicht in das Apple Universum passen. Dann ist das Apple iPad Pro 2021 der 5. Generation definitiv das falsche Gerät.

Wir hatten das Apple iPad Pro 2021 der 5. Generation im Februar 2022 gekauft. Zu dieser Zeit gab es in dieser Kategorie an ernstzunehmenden Geräten nur ein Microsoft Surface oder das iPad. Ein Surface hatten wir schon und waren nicht zufrieden. Noch einmal würden wir ein iPad nicht kaufen, da es zu uns nicht passt. Was wir mit dem iPad machen werden, wissen wir noch nicht. Ersetzt haben wir es jetzt wieder durch ein Windows Notebook, und zwar durch ein Dell Inspiron 16 2-in-1. Aber das ist eine andere Geschichte.